Die Anzeigetafel am Bahnhof. Die Preisbeschriftungen im Supermarkt. Die Whatsapp-Nachricht. Der Text dieses Artikels. Was haben diese Dinge gemeinsam?

Richtig, sie alle müssen gelesen werden. Lesen ist die Schlüsselqualifikation für die Teilhabe an unserer Gesellschaft. Doch fast ein Fünftel aller Zehnjährigen in Deutschland (18,9%, Internationale IGLU-Studie 2016) ist nicht in der Lage, einen Text zu lesen und zu verstehen. Deutschland liegt damit unter dem EU- und dem OECD-Durchschnitt. Zudem wird in Deutschland die Lesefähigkeit – im Vergleich zu allen anderen an der Studie teilnehmenden Ländern – am meisten von der sozialen Herkunft beeinflusst.

Die Kinder, die nach der Grundschulzeit, also in der Regel mit zehn Jahren, nicht lesen können, werden es auch in den weiterführenden Schulen nicht mehr lernen. Denn dort wird das Lesen nicht mehr gelehrt, sondern vorausgesetzt. Die fehlende Lesefähigkeit der Zehnjährigen wird diese deshalb in ihrem späteren Erwachsenenleben stark einschränken. Zusätzlich werden die Folgen auch unsere Gesellschaft als Ganzes betreffen: ohne Lesefähigkeit können weniger qualifizierte Berufe erlernt werden und mancher Erwachsene wird jahrzehntelang staatliche Unterstützung benötigen.

In Deutschland, einem Land, in dem ein hoher Bildungsstand der Bevölkerung die wichtigste wirtschaftliche Ressource ist, muss daher mehr in die Bildungspolitik investiert werden. Denn nur die Schule erreicht wirklich alle Kinder Deutschlands. Aus diesem Grund wurde die Hamburger Erklärung ins Leben gerufen, die alle Bundesminister für Bildung und Forschung, die Kultusministerkonferenz sowie alle Bildungsminister dazu auffordert, die Lesefähigkeit mehr in den Fokus der Bildungspolitik zu rücken. Dazu gehöre zum Beispiel frühzeitige Fördermaßnahmen in Kleingruppen Beseitigung des Lehrermangels sowie auch in Schulen mit bildungsfernerer Schülerschaft mehr Lektüreprogramme zu initiieren. Hierfür müsste der Staat mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stellen.

Wenn Sie die Hamburger Erklärung unterstützen wollen, finden Sie sie unter www.change.org/hamburger-erklaerung.de