Die Präsidentin der Republik Kosovo, Vjosa Osmani, sprach am Mittwoch, dem 14. Juni 2023, auf Einladung von Parlamentspräsidentin Roberta Metsola im Plenum des Europäischen Parlaments. Damit wandte sich zum ersten Mal seit der Unabhängigkeit des Kosovo im Jahr 2008 ein kosovarisches Staatsoberhaupt direkt an die Mitglieder des Europäischen Parlaments!

In ihrer bewegenden Rede unterstrich Präsidentin Osmani die große Dankbarkeit, die das kosovarische Volk gegenüber dem Europäischen Parlament für dessen langjährige und zuverlässige Unterstützung empfindet. So hat das Europäische Parlament die junge Republik auf Ihrem Weg zur Annäherung an die Europäische Union stets begleitet und in der Umsetzung wesentlicher Reformen zur Stärkung der Freiheit, der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit unterstützt – zuletzt durch das klare Votum am 18. April 2023, mit dem es die Einführung der Visaliberalisierung ab Januar 2024 besiegelte.

Kosovo ist nicht nur das demografisch jüngste Land Europas. Mit über 95% Zustimmung zur EU und den europäischen Werten ist es auch das mit Abstand pro-europäischste Land unter den Westbalkanstaaten. Dieses klare Bekenntnis zur Europäischen Union und den Grundwerten, die unsere Gemeinschaft begründen, zog sich wie ein roter Faden durch die Rede von Präsidentin Osmani: “Kosovo ist Europa, und Kosovare zu sein bedeutet, Europäer zu sein. Unser Land wurde auf europäischen Werten gegründet.” Es sind in der Tat diese Grundwerte – Demokratie, Meinungsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit –, die die Grundlage der Zusammenarbeit zwischen dem Kosovo und der EU bilden und den Weg Kosovos hin zu einer EU-Mitgliedschaft erst möglich machen.

Dies betonte auch Präsidentin: „Der Beitritt Sloweniens und Kroatiens hat die EU nicht geschwächt, sondern – im Gegenteil – es hat sie gestärkt. Ebenso hat der Beitritt Albaniens, Montenegros und Nordmazedoniens zur NATO das Verteidigungsbündnis letztlich gestärkt.“

Aus dieser Überzeugung und den eigenen schmerzhaften Kriegserfahrungen heraus hat die Republik Kosovo als erster Westbalkan-Staat unmittelbar nach dem Überfall auf die Ukraine Sanktionen gegen den russischen Aggressor eingeführt. Damit steht das Kosovo nicht nur an der Seite der Ukraine, sondern bekennt sich auch ganz klar zu den Leitlinien der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik der EU-Mitgliedstaaten.

Allerdings müssen wir uns in der Europäischen Union auch vor Augen führen, dass unzureichende Integrationsperspektiven von unserer Seite langfristig die Gefahr bergen, dass dieses Wertebekenntnis innerhalb der kosovarischen Bevölkerung abnimmt und das dadurch entstandene Vakuum durch andere internationale Akteure, die es mit Demokratie und Rechtsstaatlichkeit nicht so genau nehmen, eingenommen wird. Nicht zuletzt für unsere eigene geopolitische Unabhängigkeit und Sicherheit sollten wir in Europa gegenüber dem Kosovo deshalb endlich klare Perspektiven für eine engere Kooperation und künftige EU-Mitgliedschaft aufzeigen.

So möchte ich mich den Worten von Präsidentin Osmani schließen: „Der Kosovo ist kein fernes Land, er ist ein integraler Bestandteil Europas. Der Westbalkan ist nicht nur eine Nachbarschaft, er ist ein natürlicher Teil Europas und ein strategisches Interesse für dauerhaften Frieden und Stabilität auf diesem Kontinent.“

Unter folgendem Link können Sie die Rede in englischer Sprache nachlesen: https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/CRE-9-2023-06-14-ITM-007_EN.html