Der russische Angriffskrieg in der Ukraine brachte nicht nur unfassbares Leid, sondern auch unmittelbare makrofinanzielle Folgen mit sich, die zur EU-weiten Unsicherheit hinsichtlich der Entwicklung der Finanzmärkte führten.

In der Coronakrise hat das entschlossene Handeln der Europäischen Zentralbank (EZB) dazu beigetragen, die allgemeine wirtschaftliche Lage in Europa zu stabilisieren. Eine mögliche künftige Verschärfung der geopolitischen Spannungen könnte meinem Verständnis nach jedoch dazu führen, dass die Risiken einer Neubewertung an den Finanzmärkten weiter zunehmen und in der Folge das Inflationsrisiko steigt.

So stand das Thema Inflationsbekämpfung am Plenarmittwoch im Mittelpunkt der jährlichen Debatte des EU-Parlaments mit der Präsidentin der EZB, Christine Lagarde.

Im Zuge der Debatte stellte Lagarde die strategischen Prioritäten der Zentralbank für die nächsten drei Jahre vor, die sie in enger Zusammenarbeit mit den nationalen zuständigen Behörden verfolgen will. Dabei bekräftigte die EZB-Chefin, die Zinssätze im kommenden Monat um einen halben Prozentpunkt anzuheben, obgleich sich die wirtschaftlichen Aussichten der Eurozone verbessern.

Laut Schätzungen der EZB, wird die Beibehaltung eines beschränkten Zinsniveaus im Laufe der Zeit die Inflation durch eine Dämpfung der Nachfrage verringern. “In Anbetracht des zugrundeliegenden Inflationsdrucks beabsichtigen wir, die Zinssätze auf unserer nächsten Sitzung im März um weitere 50 Basispunkte anzuheben”, so Lagarde am Mittwoch im Plenum.

Der Zentralbank zufolge sind zudem neue Maßnahmen hinsichtlich der verbesserten Bankenaufsicht vorgesehen. Mit den Aufsichtsprioritäten des „Einheitlichen Aufsichtsmechanismus“ (EAM) der Notenbank, der sich aus der EZB und den nationalen Aufsichtsbehörden der teilnehmenden Länder zusammensetzt, sollen beispielsweise die Anstrengungen zur Erreichung der mittelfristigen strategischen Ziele von Banken verstärkt werden. Des Weiteren soll ein Fokus auf die Bewältigung der Herausforderungen der Digitalisierung gelegt werden.

Meines Erachtens reicht Geldpolitik alleine für eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung jedoch nicht aus – auch strukturelle Reformen in den Mitgliedstaaten sind notwendig. Durch den einheitlichen Aufsichtsmechanismus wird deshalb auch das System der Bankenaufsicht in Europa generiert. Die im März anstehende EZB-Sitzung soll weitere Wirtschaftsprognosen mit sich bringen, die bei der Festlegung des geldpolitischen Kurses helfen werden.