Die europäische Wirtschaft ist nach wie vor stark abhängig von kritischen Rohstoffen aus Drittstaaten. So importiert die EU jährlich ca. 98% des Bedarfs an seltenen Erden aus China, 98% der Borate aus der Türkei und mehr als 70 % des Platinbedarfs aus Südafrika.

Für die Herstellung und Entwicklung von Zukunftstechnologien ist ein uneingeschränkter Zugang zu kritischen Rohstoffen unabdingbar. Zu den wichtigsten Technologien zählen erneuerbare Energiequellen wie Solarenergie, Windenergie, Wasserkraft, Biomasse und Erdwärme. Aber auch zur Herstellung von Batterien und Elektroautos werden kritische Rohstoffe benötigt.

Die globale Versorgung ist durch die Corona-Pandemie noch weiter unter Druck geraten.

Auf EU-Ebene spüren das sowohl Hersteller in sämtlichen Bereichen der Ressourchenbeschaffung, als auch Verbraucher durch steigende Preise.

In der EU werden derzeit nur ein Prozent der für Windenergieanlagen wichtigen Rohstoffe gewonnen und weniger als ein Prozent der Lithium-Batterien und der Brennstoffzellen hergestellt. Auch bei den für die Robotik relevanten Rohstoffen liegt die EU nur bei rund zwei Prozent.

Europa muss noch unabhängiger von Importen aus einigen wenigen Drittstaaten und von einzelnen Unternehmen werden.

Insofern bin ich sehr zufrieden, dass sich das Europäische Parlament am Mittwoch mit einer breiten Mehrheit hinter den Bericht meiner geschätzten Kollegin Hildegard Bentele, Mitglied im Industrieausschuss, gestellt hat. Dieser fordert die EU-Kommission auf, eine umfassende Strategie für die Beschaffung von kritischen Rohstoffen zu entwickeln.

Der Bericht fordert ebenfalls, die Kreislaufwirtschaft in der EU zu stärken und das Recycling von Rohstoffen zu unterstützen. In Zukunft muss verstärkt auf Abfallmanagement, Ressourcen-Effizienz und Substitution gesetzt werden. Dazu gehört, dass Exporte von Abfällen kritischer Rohstoffe in Drittstaaten schärfer kontrolliert und nur im Rahmen der EU-Standards weiterverarbeitet werden dürfen.

Wir als EVP-Fraktion fordern, dass die EU-Kommission die Möglichkeiten in bereits bestehenden Handelsabkommen sondiert, neue Partnerschaften mit Staaten und Unternehmen entwickelt und die Bezugsquellen von kritischen Rohstoffen diversifiziert und erweitert.

Außerdem soll eine „Taskforce“ entstehen, die das weltweite Angebot an Rohstoffen überwacht und die Lagerhaltung sorgfältig koordiniert.

Denn eines steht fest: der Übergang zu einer klimaneutralen und digitalen europäischen Wirtschaft im Rahmen des „Green Deals“ ist nur durch Zugang zu kritischen Rohstoffen möglich.