Im Januar hatte das EU-Parlament die Europäische Kommission bereits zu den neuesten Entwicklungen bezüglich der COVID-19-Impfstoffe befragt. Am 19. Januar folgte eine Plenardebatte, die sich mit der globalen EU-Strategie gegen das Virus befasste. Das Parlament hatte bereits damals eine EU-weit einheitliche Vorgehensweise zur Bekämpfung der Pandemie mit breiter Mehrheit unterstützt.

Am Mittwochmorgen wurde während einer Aussprache mit Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ein einheitliches Vorgehen bei COVID-19-Impfstoffen verteidigt, das auch ich als richtig betrachte. Gleichzeitig brachte das Plenum die Sorgen innerhalb der EU-Bevölkerung hinsichtlich der Verzögerungen bei Impfstofflieferungen, Verträgen und Datentransparenz zum Ausdruck.

Um eine kontinuierliche Impfstoffversorgung sicher zu stellen, arbeiten EU und Mitgliedsstaaten gemeinsam mit den Impfstoffherstellern daran, die Produktionskapazitäten für Impfstoffe weiter auszubauen, denn es gilt: je höher die Produktionskapazitäten, desto schneller gelingt die Impfstoffversorgung. Ich bin zuversichtlich, dass sich diese im Frühjahr deutlich verbessern wird. BioNTech/Pfizer plant bereits eine Produktionsumstellung, wodurch die Zahl der gelieferten Impfdosen zunehmen wird.

Neben dem bereits zugelassenen Impfstoff von Moderna wurde Ende Januar der Impfstoff von AstraZeneca zugelassen. Die EU hatte noch im vergangenen Jahr rund 400 Millionen Impfdosen von AstraZeneca bestellt, deren Lieferung nun Anfang Februar beginnen konnte. Die Zulassung des Impfstoffes von CureVac wird ebenfalls in diesem Frühjahr erwartet.

Damit erscheint mir das Ziel realistisch, bis Ende März rund 80 % aller Menschen der Risikogruppen sowie des Personals im Gesundheitswesen in der EU geimpft zu haben. Bis zum Sommer dieses Jahres sollen 70 % der erwachsenen Bevölkerung in den Mitgliedsstaaten eine Impfmöglichkeit haben. Unter den oben genannten Gesichtspunkten scheint mir auch dies erreichbar.

Für mich steht fest: eine gemeinsam koordinierte Impfstoffbestellung auf EU-Ebene war der richtige Weg, auch wenn sicherlich Fehler gemacht wurden. Wichtig sind vor allen Dingen die Produktionskapazitäten und Zulieferketten. Hierbei stimmt mich die positive Nachricht aus Marburg zuversichtlich, wo das BioNTech-Werk in absehbarer Zeit die Impfstoff-Produktion aufnehmen wird.

Bei aller – zum Teil berechtigter – Kritik, sollten wir aber nicht übersehen, dass Gesundheitsminister Jens Spahn noch im Mai 2020 davon ausging, dass bei günstigem Verlauf ein Impfstoff im Sommer 2021 zur Verfügung steht. Gemessen daran, liegen die derzeitigen Abläufe weit vor den Erwartungen. Bei der weltweiten Impfstoffentwicklung sind wir ganz weit vorn – denn ungefähr 80 % aller von westlichen Pharmaunternehmen produzierten Impfstoffe kommen aus Europa. Zudem gehören sie zu den ersten, die weltweit zugelassen wurden.