Die europäische Industrie beschäftigt rund 35 Millionen Menschen und macht somit einen erheblichen Teil der EU-Volkswirtschaften aus. Da sich die globale Wettbewerbslandschaft in den vergangenen Jahren rasant verändert hat, müssen auch wir Europäer unseren Wettbewerbsrahmen anpassen, um konkurrenzfähig zu bleiben.

Um den Fortbestand des Wohlstandes in Europa auch in Zukunft zu sichern, muss für eine wettbewerbsfähige Wirtschaft mit genügend industriellen Arbeitsplätzen gesorgt sein. Die Herausforderungen sind dabei vielfältig und reichen von wachsendem globalen Wettbewerb über die fortschreitende Digitalisierung bis hin zur Einhaltung klimapolitischer Ziele.

Im März dieses Jahres hatte die EU-Kommission ihre neue Industrie-Strategie vorgelegt. Die aktuelle Ausnahmesituation hat die Gesamtlage der Industrie in Europa jedoch bedeutend verändert. So gravierend die Einschnitte in den letzten Monaten auch waren, so hat uns die andauernde Krise jedoch auch eines gelehrt: zu starke Abhängigkeiten der EU von China, den USA oder anderen Teilen der Welt können im Ernstfall gefährlich werden. Für mich zeigte dies nicht zuletzt der Mangel an medizinischem Equipment zu Beginn der Krise.

Deshalb bin ich der Ansicht, dass die Industriestrategie die strategische Autonomie Europas fördern muss. Andernfalls besteht die Gefahr, dass die EU auch im Hinblick auf viele andere wichtige Produkte wie beispielsweise Batterien, Mikroelektronik und eine Vielzahl an Rohstoffen zu stark abhängig bleibt. Dabei müssen aus meiner Sicht einerseits eigene europäische Produktkapazitäten geschaffen werden. Andererseits gilt es sowohl Schlüsselindustrien als auch bestehende Firmen zu schützen. Schwerpunkte der EU-Industriepolitik müssen dabei die Bereiche Forschung und Innovation sein.

Deshalb forderte das Europäische Parlament eine Überarbeitung der Strategie, über die am Montag im Parlament debattiert und am Mittwoch mehrheitlich zustimmend abgestimmt wurde, was ich sehr begrüße. Nun ist es an der Zeit, die bestehende Industrie-Strategie der EU-Kommission an die Auswirkungen der Corona-Krise schnellstmöglich anzupassen.