Plenary session – Address by Oleg SENTSOV, Sakharov Prize Laureate 2018

Am Dienstag fand die Preisverleihung des Sacharow-Preises 2018 im Plenarsaal statt. Der Sacharow-Preis für geistige Freiheit wird seit 1988 vom Europäischen Parlament an Persönlichkeiten oder Organisationen verliehen, die sich für die Verteidigung der Menschenrechte und der Meinungsfreiheit einsetzen. Der Preis ist nach dem Friedensnobelpreisträger Andrei Sacharow benannt und mit 50.000 Euro dotiert. Erster Preisträger war Nelson Mandela.

Vor einem Jahr ging der Preis an den ukrainischen Filmregisseur Oleh Senzow, der zu dieser Zeit im Gefängnis saß. Damals wurde er symbolisch auf einen leeren Stuhl platziert. Nun wurde ihm der Preis persönlich übergeben. Der Regisseur wurde 1976 auf der Krim geboren. Nach einem Studium der Ökonomie in Kiew studierte er Filmregie und Drehbuch in Moskau. Nachdem er verschiedene Filme gedreht hatte, unterbrach er seine Arbeit 2013 für sein Engagement in der Euromaidan-Protestbewegung. Im Mai 2014 wurde er wegen des Verdachts der Planung terroristischer Handlungen verhaftet und nach Moskau überstellt. Ein Jahr später verurteilte ihn ein russisches Gericht in einem Schauprozess zu 20 Jahren Straflager wegen Terrorismus. Am 7. September 2019 wurde Oleh Senzow nach einem großen Gefangenenaustausch freigelassen und konnte in die Ukraine zurückkehren.

Die feierliche Preisverleihung begann mit einem Einspieler über die Tätigkeit und das Wirken des Regisseurs: Oleh Senzow setzt sich für die Pressefreiheit in der Ukraine ein und kritisiert die Missstände auf der Krim. Als Präsident des Europäischen Parlaments hielt David Sassoli das Grußwort. Er hob hervor, dass Oleh Senzow ein Verteidiger der Freiheit und deswegen zur Zielscheibe geworden sei.

Oleh Senzow wirkte bei seiner anschließenden Rede sehr gefasst. Der Preis sei für ihn eine große Ehre und zugleich eine große Verpflichtung. Er nehme den Preis nicht als persönlichen Preis entgegen, sondern sehe ihn als Zeichen für alle ukrainischen politischen Gefangenen in Russland. Er forderte die Parlamentarier auf, Wladimir Putin keinen Glauben zu schenken, wenn dieser ein Friedensangebot mache. Der Regisseur geht davon aus, dass Russland die Ukraine auf den Knien sehen und eigene Bedingungen diktieren wolle.
Anschließend lobte der Preisträger die Institutionen der Europäischen Union und sprach den Handlungsbedarf im eigenen Land an: Die Ukraine müsse weg von dem korrupten System und sich der Europäischen Union annähern. Er mahnte nochmals, sich nicht von Russland die Hand reichen zu lassen, sondern als Europäische Union einen Gegenpol zu bilden. Er schloss seine Rede mit dem Satz: „Es lebe die Ukraine“ und zeigte dabei das Victory-Zeichen.

Für das Jahr 2019 geht der Preis an den chinesischen Menschenrechtler und Wirtschaftsprofessor Ilham Tohti. Er setzt sich für die Rechte der uigurischen Minderheit in China ein. Von den chinesischen Behörden wurde ihm Separatismus vorgeworfen und 2014 wurde er zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Seit 2017 sind über eine Million Uiguren in einem Netz von Internierungslagern inhaftiert worden. Die Preisverleihung für Ilham Tohti findet am 18. Dezember 2019 in Straßburg statt.